20 Jahre Logopädie in Rhede

Eine persönliche Rückschau auf 20 Jahre Selbstständigkeit in Rhede.

Schon kurz nach meiner Ausbildung in Münster hatte ich den Wunsch, mich als Logopädin nieder zu lassen. Nach meinem Examen 1994 und 5 Jahren Berufstätigkeit in Nottuln und Borken war es im Jahr 2000 so weit. Mit meinen damaligen Praxispartnern wir im Rheder Rathaus ansprechende Räume, in denen ich bereits am 01.Februar 2000 erste Patienten behandelte. Dabei war mir die Zusammenarbeit und der Austausch mit Kollegen immer sehr wichtig.

Seit 2000 hat sich mein Praxisteam stetig verändert und insgesamt deutlich vergrößert. Aktuell sind wir 7 Logopädinnen, die mit unterschiedlichen Stundenzahlen arbeiten. Unterstützung bekommen wir von zwei Sekretärinnen und einer Reinigungskraft. Im Laufe der Jahre haben wir uns auf verschiedene Bereiche spezialisiert: So behandelt eine Kollegin besonders Erwachsene mit Schluckstörungen, eine andere Kinder im Vorschulalter, eine weitere Logopädin Kinder mit Dyspraxien und eine Kollegin hat zusätzlich eine Weiterbildung zur Lerntherapeutin gemacht. Jede Fachkraft hat somit die Möglichkeit, ihren Neigungen entsprechend zu arbeiten. Durch die Größe unseres Teams sind wir zugleich in der Lage, das gesamte Spektrum der logopädischen Therapie anzubieten.

In den letzten 20 Jahren behandelten wir ungefähr 7500 Patienten.

Seit dem Jahr 2001 besteht der Konsiliarvertrag mit dem St. Agnes-Hospital in Bocholt, wo wir täglich die logopädische Versorgung sicherstellen. Wir behandeln alle Patienten, die in irgendeiner Weise Unterstützung im Bereich Schlucken, Sprache, Sprechen und Stimme brauchen. Unsere Patienten sind vielfältig, dass kann der Säugling sein, der Probleme beim Trinken hat. Das Vorschuldkind, das bestimmte Buchstaben nicht aussprechen kann, wird von uns ebenso behandelt, wie der Jugendliche, der stottert. Es kommt aber auch die Erzieherin, die Stimmprobleme hat, zu uns oder der ältere Herr, der nach einem Schlaganfall nicht mehr sprechen kann. Wir können bei sehr vielen „Störungsbildern“, wie wir es nennen, helfen um so die Kommunikationsfähigkeit zu verbessern und die Lebensqualität zu erhöhen.

Die Behandlungsdauer liegt in der Regel zwischen 3 und 12 Monaten.

Der Arbeitsalltag in einer Logopädie-Praxis ändert sich in allen Bereichen kontinuierlich: So gibt es immer wieder neue Therapiemethoden, die wir in regelmäßigen Fort- und Weiterbildungen erlernen. Seit letztem Sommer führen wir als eine der ersten Praxen im Münsterland die Patientendokumentation und Verwaltung komplett digital. Außerdem ändert sich auch im technischen Bereich vielen: Geräte, wie das Vocastim-Gerät oder das (ganz neue) Rehaingest-Gerät erhöhen die Effektivität der Therapie. Deren korrekte Anwendung erfordert allerdings ein hohes Maß an technischem Know-How. Die geforderte Bürokratie im Gesundheitssystem erschwert leider unsere Zusammenarbeit mit den Ärzten und der Fachkräftemangel betrifft auch uns.

All das sind Herausforderungen im Berufsalltag, die es zu bewältigen gilt. Darüber hinaus steht im Sommer dieses Jahrs eine weitere große Veränderung an: Wir verlassen das Rathaus und ziehen an die Krechtinger Straße 48.

Pro Jahr führen wir ungefähr 8500 Therapien durch.

Ich bin dankbar einen Beruf zu haben, der so vielfältige Möglichkeiten bietet mit Menschen zu arbeiten. Im Alltag erlebe ich viele schöne Momente voller Freude, Spaß und Lachen. Dabei entstehen häufig intensive persönliche Kontakte, besonders wenn wir Betroffene und ihre Familien über einen langen Zeitraum begleiten. Manchmal bedeutet es auch tödlich erkrankte Menschen bis zum Ende ihres Lebens logopädisch zu begleiten. Die Freude an der Arbeit und Dankbarkeit der Patienten und ihrer Familien helfen beim professionellen Umgang mit diesen Herausforderungen.

Wenn ich mein persönliches Fazit ziehe, kann ich mit Überzeugin sagen: Der Beruf der Logopädin ist mein Traumberuf und ich mache meine Arbeit gerne.

Ein großes Dankeschön für 20 erfolgreiche Jahre an alle Wegbegleiter aus dem Gesundheitsbereich (ÄrztInnen, ArzthelferInnen, TherapeutInnen), an die MitarbeiterInnen der Kindergärten und Seniorenheime, an die KollegInnen, an mein Team, an meine Familie und vor allem an die großen und kleinen PatientInnen mit ihren Familien.

Ihre Susanne Wolsing

Herausgegeben von Marita Ostendorp für das Stadtgespräch.